Unsere Anspannung:

Brustblattgeschirr

(mit Hintergeschirr)

in der Schere

 Rasco zieht im Brustblattgeschirr mit HintergeschirrRasco zieht im Brustblattgeschirr mit Hintergeschirr

 

Unsere Anspannung

Meine Hunde ziehen im Brustblattgeschirr, diese Geschirrform ist vor allem aus dem Pferdesport auch als Sielengeschirr bekannt. Der breite Riemen quer über der Brust (das Brustblatt) nimmt den Zug auf, gezogen wird über die Zugstränge, die nach hinten-unten zum beweglichen Ortscheit verlaufen. Dieses ist sehr wichtig, denn es gleicht die Bewegung des Hundes beim Laufen aus. Die Landen (Holzstangen an den Seiten des Hundes) dienen nur zum Lenken. Unser Brustblattgeschirr kann auch für die Anspannung im Doppelspänner genutzt werden.

Man kann sowohl Gutes als auch Schlechtes über diese Geschirrform (wie auch über jede andere) lesen. Da mein Hund keine Schwerstarbeit am Wagen leistet, spricht nach meinem Dafürhalten wenig gegen das Brustblattgeschirr. Mein leichtfüßig dahintrabender Zughund (bei Konas darf ich dabei gerne auf dem Wagen sitzen) bestätigt mich immer wieder darin, daß die Ausrüstung ihn nicht bei der Arbeit behindert.

Immer wieder hört und liest man, daß ein Brustblattgeschirr den Hund behindert. Es wird oft mit den Sattelgeschirren verglichen, die sich als (meist sehr schlecht sitzende) Führgeschirre im Fachhandel finden. Fraglos schränkt das Brustblatt die freie Bewegung der Schultern etwas ein. Achtet man jedoch auf einen richtigen Sitz, so sind diese Einschränkungen nicht gravierend. Das Brustblatt darf weder zu niedrig (Begrenzung der Schultern) noch zu hoch (Einschränkung der Atmung) sitzen.

Wir wohnen recht hügelig, ebene Streckenabschnitte gibt es auch, jedoch gilt es mindestens einen Hügel hinunter und am Ende wieder hinauf zu fahren. Um meinem Hund mehr Kontrolle über den Wagen zu geben hat er zusätzlich ein Hintergeschirr. Dieses Bremsgeschirr ermöglicht es ihm, bei leichtem Gefälle, bei Tempowechsel oder beim Rückwärtsfahren den Wagen besser zu kontrollieren. Ohne Hintergeschirr würde der Wagen das Zuggeschirr nach vorne drücken und der Hund müßte mit dem Nacken bzw. mit dem Gurt unter den Achseln bremsen. Das Hintergeschirr verhindert das komplette Vorrutschen des Brustblattes und der Hund bremst mit dem Hintern. Bei Rascos erster Fahrt mit Hintergeschirr gab es ein erstauntes Gesicht, kurz danach sah man deutlich, daß er begriffen hat. Auch Konas nutzt das Hintergeschirr inzwischen bewußt und stemmt sich beim Bremsen dagegen.

Sobald es stärker bergab geht unterstütze ich durch das dosierte Anziehen der Bremse. Mit einiger Übung gelingt dies ohne anhalten.

 

Andere Möglichkeiten

In der Schere kann man auch mit anderen Geschirrarten anspannen:

Gerne ausprobieren würde ich einmal ein Kumt oder Kummet. In Verbindung mit einem breiten Sattel, der die Last des Wagens aufnimmt erkennt man diese Geschirrform auf alten Fotos mit Einachsern. Auf den Seiten des schweizerischen Klub für Große Schweizer Sennenhunde sieht man diese Geschirrform auch aktuell im Einsatz. Durch die feste Bauweise engt es den Hund nicht ein und ist vor  allem zum Ziehen schwerer Lasten geeignet, was auch erklärt, warum es auf historischen Aufnahmen oft zu finden ist. Wer einen Hinweis darauf hat, wo man an ein solches Geschirr besichtigen oder sogar ausprobieren kann, darf sich gerne melden.

Von diesem Geschirr abgeleitet ist das Kragengeschirr, welches Doris Braun in ihrem Buch "Wagenziehen mit Hunden" als die optimale Geschirrform darstellt.

Vor allem beim Schweizer Militär kam ein ebenfalls Kragengeschirr genanntes Geschirr zum Einsatz, das Albert Heim entwickelt hat. Es ist eine Mischung aus Brustblattgeschirr und Kummet.

Möglich ist auch die Anspannung im Pulmetgeschirr, das ähnlich dem Pulkageschirr für den Zugbügel ein Y vor der Brust des Hundes bildet und so die Schultern komplett frei läßt. Diese Geschirrform orientiert sich an den Schlittenhundegeschirren.

 

Die Landenlänge

Zuletzt sei noch erwähnt, daß wir mit "langer Lande" ziehen, dabei geht die Schere bis vor den Hund. Gemäß Literatur soll dies den Vorteil bringen, daß die vorstehende Lande den Wagen zuverlässig abfängt sollte man einmal irgendwo anecken. Wir haben das (erfreulicherweise) in der Praxis noch nicht getestet.

Einige Zughundler bevorzugen eine "kurze Lande". Diese Schere ist hinten stark aufgeweitet und endet am Aufhängepunkt direkt am Geschirr. So soll dem Hund mehr Bewegungsfreiheit gegeben werden. Gezogen wird hier mit den gleichen Geschirrtypen wie in der langen Lande.

Unabhängig davon, ob Du eine kurze oder eine lange Lande auswählst muß diese in Verbindung mit dem Geschirr nach hinten genug Raum bieten, daß Dein Hund ausgreifend traben kann. Schlägt der Hund mit den Hinterpfoten am Ortscheit oder Wagen an, ist die Lande zu kurz.

Aus eigener Erfahrung kann ich bei langen Landen nur empfehlen, darauf zu achten, daß diese sich nach vorne hin verengen und am Befestigungspunkt möglichst dicht am Hund sind. So wird weder das Geschirr auseinandergezogen noch schlägt die Lande in Bewegung zu stark. Der Hund hat damit die bestmögliche Kontrolle und wird nicht durch ein Landenende gestört, das ihm eventuell gar ins Gesicht schlägt.

 

Auswahl Zuggeschirr

Für meine Begriffe ist das Geschirr der allerwichtigste Teil der Ausrüstung. Es muß gut sitzen und darf bei der Arbeit nicht stören. Welche Form Du wählst ist zweitrangig, solange Dein Hund sich wohl darin fühlt. Skeptisch sollte man immer werden wenn es heißt "eins für alle" - das kann nicht passen! Auch innerhalb einer Rasse gibt es große Unterschiede nicht nur von Hündin zu Rüde. Ein Zuggeschirr muß passend für Deinen Hund in der entsprechenden Größe gewählt oder gefertigt werden. Weil jeder Hund sich weiterentwickelt und verändert muß es auch immer mal wieder auf guten Sitz geprüft werden. Bei einem Brustblattgeschirr ist es wichtig, daß das Brustblatt nicht zu schmal ist. Das Material wiederum ist eher Geschmacksache.

 

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